Mythen im Gleitschirmsport – Anfänger Gleitschirm
Mythen sind aus veraltetem Wissen übriggebliebene “Fakten”. Sie waren gegebenenfalls einmal Stand der Dinge, aber sie gelten heute nicht mehr und werden dann auch nicht wahrer, wenn man sich an ihnen festhält und sie eifrig weiter erzählt. Eine dieser Mythen ist der Anfänger Gleitschirm. Unkenrufen zu Folge soll ein halbwegs talentierter Anfänger besser gleich als Erstgerät einen Kategorie B (LTF/EN-B) Schirm kaufen sollte.
Dies ist unserer Meinung nach einer der schlechtesten und gefährlichsten Ratschläge, welcher immer noch gerne von routinierten Piloten dem Fliegernachwuchs erteilt wird. Heutzutage ist jeder Einsteiger beim ersten Gleitschirm mit einem A-Schirm besser bedient. Es hat einen Grund, weshalb auch nur noch Gleitschirme der A Kategorie für die Ausbildung zugelassen sind.
Hierzu verweisen wir auf den Auszug aus der aktuellen Ausbildungs und Prüfungsordnung des DHV (Stand 03/18):
Warum sollen Anfänger mit einem LTF/EN-A Schirm fliegen?
Es gibt verschiedene Gründe, weshalb Gleitschirm Neulinge mit einem Anfänger Gleitschirm fliegen sollten. Dabei spielen die Faktoren Sicherheit, Flugspass und auch Wirtschaftlichkeit eine Rolle. Nachfolgend möchte ich gerne alle Aspekte einmal beleuchten.
Sicherheit
Ein A-Schirm lässt mehr Spielraum für Pilotenfehler wie beispielsweise zu passiv fliegen oder Überreagieren in Extremsituationen. Gerade ein etwas wilderer, durchaus talentierter Anfänger beseitzt meist noch keine ausgereifte Meteo-Intuition. Von daher kann es sein, dass er sich in turbulenteren Bedingungen findet als erwartet uns deshalb eher mal einen Einklapper „kassiert“.
Einklapper sind bei einem Gleitschirm der Kategorie A für den Novizen erfahrungsgemäß eindeutig besser zu beherrschen. Desweiteren lernt dieser aus dem fehlerverzeihenden Verhalten des Schirms Vertrauen in die Ausrüstung zu gewinnen. Daraus resultiert in der Regel ein unblockierter und dadurch besserer und letztendlich sicherer Flugstil von Beginn der Fliegerlaufbahn an.
Flugspaß
Der A-Schirm besitzt eine geringere Streckung. Dadurch hebelt er weniger und dämpft auch Turbulenzen etwas besser, wenn die ersten ruppigen Thermikflüge absolviert werden. Moderne High End A-Geräte haben darüber hinaus ein sehr unkompliziertes Startverhalten, mehr als genug Thermik-Leistung und eine gute Gleitleistung mit Streckflugpotential. Dies haben viele Flüge, mittlerweile bis zu einer Reichweite von über 200 km auf Kategorie A Geräten eindrucksvoll belegt.
Man sollte aber im Allgemeinen darauf bedacht sein keinen zu großen Schirm zu fliegen, dann passt auch der Airspeed.
Bergsteigende Piloten fliegen sowieso unabhängig vom Können überwiegend unkomplizierte A-Geräte. Diese dann gerne in noch kleiner gewählten Größen mit hoher Flächenbelastung und in Leichtbauweise.
Wirtschaftlichkeit
Der angehende Pilot kann seinen EN-A Gleitschirm gleich in der Schulung fliegen und spart sich somit eine Menge Leihgebühr.
Gleichzeitig kostet ein A-Schirm weniger und hat dazu noch einen deutlich geringeren Wertverlust als ein B-Schirm. Er hat meist einen guten Wiederverkaufswert und gleichzeitig kann man ihn auch in Zahlung geben, wenn man sich nach ein paar Jahren Flugerfahrung fit für einen B-Schirm hält.
Kauft der Novize sofort einen Schirm in der B Kategorie und erkennt später, dass er damit komplett überfordert ist, dann entspricht dies meist der teuersten (und nervenaufreibendsten) Form des Gleitschirmkaufs.
Im Hike and Fly Bereich umfasst ein leichter, moderner A-Schirm fast alle Pilotenlevel, vom Einsteiger bis zum langjährig routinierten Vielflieger oder extremen Alpinsportler. Dies bedeutet, dass ein moderner und leichter A-Schirm jahrelangen Spass verspricht und auch nicht durch ein Nachfolgermodel im B-Bereich ersetzt werden muss. Gleichzeitig kann er genauso viele Flugstunden absolvieren wie sein schwereres Pendant. Dazu haben wir einen weiteren Mythos aufgegriffen, der die Haltbarkeit eines Leichtschirms im Vergleich zu einem Normalschirm behandelt.
Unsere Empfehlung für einen leichten Gleitschirm für alle Lebenslagen ist der der Gin Gliders Yeti 4.
Peter Geg,
OASE Flugschule