Für Euch getestet und ausprobiert: U-Turn Crossrock

Ich habe den U-Turn Crossrock in der Größe S mit dem leichten Liege Gurtzeug Gin Gliders Genie X- Alps geflogen. Mein Startgewicht beträgt 91 kg. Dabei möchte ich anmerken, dass die Größe S inzwischen für ein maximales Startgewicht von 97 Kilogramm statt 90 Kilos zugelassen wurde. Ich möchte hier meine Einschätzung der wesentlichen Eigenschaften des jüngsten Schirmes der aufstrebenden Marke U-Turn aus dem Schwarzwald wiedergeben:

Material und Verarbeitung

Der U-Turn Crossrock ist ein moderner, alltagstauglicher Schirm in Leichtbauweise, der sich sowohl für die Reise und den Hausberg anbietet. Die Sharknose Technologie und eine Streckung von 5,6 deuten schon die guten Leistungsdaten an, welche uns sowohl bei unseren eigenen Flügen und von Kunden bestätigt wurden.

Die Tragegurte sind leicht und übersichtlich in der Handhabung. Dennoch würde ich gute Magnete für die Befestigung der Steuergriffe den hier verwendeten Druckknöpfen vorziehen.

Die Leinen sind mit Softlinks verbunden. Hier können künftig laut Hersteller wahlweise auch leichte Metallschäkel bestellt werden. Diese wiegen zwar minimal mehr, erleichtern aber spätere Wartungs- und Trimmarbeiten.

Das Segel besteht aus einem hochwertigen Materialmix aus 32 Gramm und 27 Gramm Tuch. Die Verarbeitung ist insgesamt auf hohem Niveau. Das Eigengewicht des Schirms liegt in der Größe S bei 4,1 Kilo.

Meiner Ansicht nach sollte der edle Flügel in nichts anderem als einem schlanken Zellenpacksack verstaut werden. Das schont den Schirm, erhält die Flugeigenschaften und erhöht auch später den Wiederverkaufswert, wenn man sich denn nochmal von dem Gleitschirm trennen möchte.

U-Turn Crossrock Leichtschirm Gleitschirm zum Reisen und Streckenfliegen

Startverhalten

Das Starten bei Nullwind ist einfach. Die Kappe füllt sich schnell und spurtreu. Dabei baut sich der Auftrieb früh und zuverlässig auf. Das fühlt sich richtig gut an, vermittelt Vertrauen und man benötigt nur wenig Startstrecke. Dies setzt natürlich voraus, dass der Pilot keine veraltete Vollgas-Starttechnik besitzt.

Bei starkem Wind und Rückwärtsstart fällt auf, dass der Schirm angenehm wenig überschießt. Das Fenster für Steuerleinenkorrekturen während der Füllphase schätze ich als mittelgroß ein: Nicht schwierig aber auch nicht für Grobmotoriker geeignet.

Sobald die Strömung voll anliegt, kann man interessanterweise deutlich mehr und gröber Bremsen und die Stallresistenz ist dann richtig gut.

Flugverhalten und Leistung

Das Kurvenhandling ist sehr gut. Man kann variable Schräglagen und unterschiedliche Kreisradien gut über beide Bremsen und wenig Gewichtsverlagerung kreieren.

Beim Thermikfliegen und auch bei ruppigen Bedingungen, liegt der Flügel kompakt und stabil in der Luft. Der Bremsdruck ist mittelstark und gibt eine ordentliche Rückmeldung, in welche Richtung die Thermik zieht. Bezüglich der reinen Steigleistung liegt der Crossrock auf einem top Niveau in seiner Zielgruppe. Damit möchte ich sagen, dass es meiner Meinung nach zwar gleich gute, aber keine besseren Thermik-Maschienen in der mittleren EN/LTF-B Klasse gibt.

Gleiches gilt für die Gleitleistung und den Speedbereich. Diesbezüglich denke ich, dass man den neusten U-Turn Gleitschirm sogar eher mit modernen High End B-Schirmen vergleichen kann. Bei Vollgas fliegt man bis zu 11 km/h über der Trimm-Geschwindigkeit.

Weiterhin schätze ich die Eigenstabilität als ausgezeichnet ein. Deshalb muss, beziehungsweise sollte man den Flügel nicht überaktiv, sprich zu viel gebremst fliegen.

Insgesamt ist as neuste U-Turn Kind also ein Gleitsegel, mit dem man sich beim Paragliding schnell wohlfühlt und der für Flüge auch unter harten Bedingungen bestens geeignet ist.

Passive Sicherheit

Der Crossrock zeigt ein erfreulich unspektakuläres Extremflugverhalten. Sowohl das Klappverhalten als auch die Bremswege bis zum Strömungsabriss sind als ganz normal unauffällig zu beschreiben.

Kleine Klapper bis 50 Prozent öffnen sich leicht verzögert, aber selbstständig und mit wenig Wegdrehtendenz. Große, beschleunigte Klapper über 50 Prozent unterliegen natürlich einem höheren Drehimpuls und Dynamik. Hier sollte der Pilot dann schon die normalen Gegenreaktionen beherrschen und den Körper nicht unkontrolliert abkippen lassen, gegenbremsen und gegebenenfalls die geklappte Seite aktiv wieder öffnen.

Steilspiralen können dosiert geflogen werden. Dabei sollte man sich für das Einleiten zwei Umdrehungen Zeit lassen. Das Ausleiten bei Spiralen bis 12 -14 m/s funktioniert aber selbstständig und ohne Auffälligkeiten. Damit schätze ich den neuen U-Turn Flügel als runden und klassischen Vertreter der echten EN-B Klasse ein.

Fazit zum U-Turn Crossrock

Der getestete Flügel ist für eine relativ breite Pilotenzielgruppe geeignet. Vom talentierten Kategorie A-Aufsteiger, der idealerweise auch schon ein paar B-Schirme probiert hat, bis zum erfahrenen Thermik- und easy XC-Pilot der Komfort, Stabilität und moderates Extremverhalten von seinem Schirm verlangt. Ich rate, so wie bei allen Schirmen, auf hohe Flächenbelastung in den oberen 8 Kilo des Gewichtsbereiches zu achten, wenn man bestmögliches Handling und eine hohe Gleitzahl rauskitzeln möchte.

Ich finde es bemerkenswert, dass Ernst Strobels neuer Semilight-Schirm deutlich spürbar bessere Start, Handlings- und Safety – Eigenschaften hat als der konstruktiv nahe Verwandte, der etwas schwerere U-Turn Blacklite 2.

Der U-Turn Crossrock ist meiner Meinung nach absolut auf Augenhöhe mit allen anderen Geräten für diese Pilotenzielgruppe, für die die Werbetrommel einfach etwas lauter schlägt. Unser Kundenfeedback ist bis dato ebenfalls durchweg positiv. Insbesondere die Flugstabilität in unruhiger Luft wird stets gelobt.

Meine Empfehlung daher ist: Unbedingt testen!

Bei uns in der Oase Flugschule in Obermaiselstein haben wir Testgeräte in allen Größen vorrätig und freuen uns auf Euren Probeflug. Vereinbart einfach einen Termin mit uns.

Peter Geg
26.05.2018